Geschichte


Dies ist ein kleiner Einblick in den geschichtlichen Wandel der Löwen-Apotheke Frankfurt(Oder).

Außen klassizistisch, innen gotisch - das Haus der Frankfurter Löwen-Apotheke

Abb.1 Das Gebäude der Löwen-Apotheke 1999
Das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Hauses Große Oderstraße 42 lässt mit seiner klassizistischen Putz- und Stuckverkleidung kaum vermuten, dass es sich hier um das älteste und wertvollste unter den heute noch vorhandenen Bürgerhäusern der Stadt Frankfurt(Oder) handelt. Im Innern des Hauses finden sich wertvolle Details aus allen baugeschichtlichen Epochen seit dem Spät-Mittelalter.

Abb.2 Kunstvoll bemalte Balkendecke im Flur

Im Erdgeschoss des Hauses sind mit Gewölben versehene Räume nördlich und östlich der großzügigen, dreiläufigen Treppenanlage erhalten (heute Flur und Labor der Löwen-Apotheke). In offener Verbindung mit der Treppe erstreckte sich südlich (Flur/Haupteingang) ein etwa 7,50 m x 9,0 m großer Raum, den eine historisIm Erdgeschoss des Hauses sind mit Gewölben versehene Räume nördlich und östlich der großzügigen, dreiläufigen Treppenanlage erhalten (heute Flur und Labor der Löwen-Apotheke). In offener Verbindung mit der Treppe erstreckte sich südlich (Flur/Haupteingang) ein etwa 7,50 m x 9,0 m großer Raum, den eine historisch wertvolle bemalte Renaissance - Holzbalkendecke überspannte. Diese Holzbalkendecke ist in ihrem Bestand weitgehend unter der heutigen Decke erhalten.

Abb.3 Gewölbe im Flur zum Hinterausgang

Im Erdgeschoss des Hauses sind mit Gewölben versehenen Räume nördlich und östlich der großzügigen, dreiläufigen Treppenanlage erhalten. (heute Flur und Labor der Löwen-Apotheke) In offener Verbindung mit der Treppe erstreckte sich südlich (Flur/Haupteingang) ein etwa 7,50 m x 9,0 m großer Raum, den eine historisch wertvolle bemalte Renaissance - Holzbalkendecke überspannte. Diese Holzbalkendecke ist in ihrem Bestand weitgehend unter der heutigen Decke erhalten.
Der Mittelpunkt der Gewölbekappe wird als offenes Quadrat von Rippen, jeweils zwischen einem Nebenschlussstein und dem Schlussstein der äußeren Querrippe markiert. Bei der 1993/94 durch den Frankfurter Restaurator Bernhard Klemm durchgeführten farbrestauratorischen Untersuchung wurden 10 bis 11 erhaltene Farbfassungen, davon drei gegliederte Rippenfassungen, festgestellt. Das aufgefundene Fragment einer Rankenbemalung lässt auf die ursprüngliche Ausmalung der Gewölbekappen mit einer Blumen- Blatt- Rankenbemalung schließen. Den nur 1,65 m breiten Flur zum Hinterausgang überspannt ein Gewölbe, dessen Rippen, von den Kämpfern ausgehend zu zwei Schlusssteinen und von diesen zur jochteilenden Querrippe führen, jeweils Dreiecke bilden. Die an die Flurwände angrenzenden Gewölbefelder sind hinter den Gewölberippen fast nicht zu bemerken.

Abb.4 Gewölbeausschnitt im Keller

Im nördlichen Laden überziehen die Wölbfiguren netzartig das als durchgehende Tonne erscheinende Gewölbe. Jochteilende Querrippen sind durch Nebenrippen mit dem Hauptschlussstein verbunden. Von den Kämpfern zu den Nebenschlusssteinen verlaufende Rippen kennzeichnen jeweils rechts und links in jedem Joch stichkappenartige Einschnitte quer zur Raumrichtung. Im Keller befindet sich eine große zweischiffige dreijochige kreuzrippengewölbte Halle mit zwei mächtigen sechseckigen Pfeilern aus dem Spät-Mittelalter, vielleicht schon aus dem 14. Jahrhundert.

Abb.5 Prof.Dr.med. Johann Knobloch 1529 bis 1599

Die Anfänge dieses alten Kaufmannshauses reichen bis fast zum Beginn der Frankfurter Geschichte als Stadt zurück. Ursprünglich waren es, wie auch die Gestaltungsfunde an der Fassade schließen lassen, zwei nebeneinander stehende schmale, langgestreckte Häuser, deren Giebel ebenso wie die der Nachbarhäuser zur Oderstraße zeigten. Die Besitzer dieser Häuser lassen sich erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts feststellen. Das Eckhaus, welches mit zwei Buden verbunden war, die sich in die spätere Forstgasse erstreckten, gehörte dem Ratsherren und Kämmerer Merten Knobloch. Er vererbte das Haus seinem Sohn Johann Knobloch, der bis zu seinem Tod im Jahre 1599 als Professor der Medizin an der Frankfurter Universität wirkte. (Abb.5 Prof. Dr. med. Johann Knobloch 1529 bis 1599). Nach ihm befand sich das Haus bis 1641 im Besitz von Professor Christoph Neander, der eine Tochter von Prof. Knobloch geheiratet hatte.

Abb.6 Prof. phil. et theol.Christoph Cornerus 1518 bis 1594

Das Nachbarhaus ohne Buden und ohne größeren Keller befand sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts wahrscheinlich im Besitz des Professors der Theologie und Philosophie Christoph Cornerus. Jener verstarb 1594 in Frankfurt (Oder).

 

 


Abb.7 Prof. phil. Tido Heinrich von Lith, gestorben 1698

Spätestens ein halbes Jahrhundert später kamen beide Häuser in eine Hand. Der neue Besitzer der Häuser war Tido Heinrich von der Lith, seit 1676 Professor der Philosophie an der hiesigen Universität und mehrfacher Bürgermeister der Stadt. Er verstarb 1698 in der Oderstadt. Prof. v.d. Lith ließ die Häuser umbauen. Beide Häuser wurden zusammengebracht. Die bisherigen zwei Stockwerke wurden um ein drittes erhöht sowie das gesamte Haus unter einem einheitlichen Dach ausgeführt. Das Haus in der Form des ausgehenden 17. Jahrhunderts dürfte so nur ein halbes Jahrhundert bestanden haben. Nach dem großen verheerenden Brand in der Nacht vom 23. Oktober 1742 wurde nicht nur dieses Haus, sondern auch sieben umliegende Gebäude dieses Häuserquartiers in Mitleidenschaft gezogen. 

Abb.8 Kartenausschnitt zum Wiederaufbau der 1742 beschädigten Häuser

Durch die noch im gleichen Jahr folgenden Baumaßnahmen verloren auch die unser Gebäude umgebenden Häuser ihr mittelalterliches Antlitz. Die neuen Häuser wurden ebenfalls drei Etagen hoch gebaut und ohne Vordergiebel ausgeführt. Statt der bisherigen Zwischengassen wurden Brandmauern bis zum Dach errichtet. Zu dieser Zeit gehörte das Haus der Witwe des Jakob Stürmer. Sie bekam, gleich den anderen geschädigten Hauseigentümern, für das wiederhergestellte Haus ab 1742 fünf Jahre Schoßfreiheit. Schon 1749 scheint Frau Stürmer das Haus verkauft zu haben, denn als neuer Eigentümer wird ein Herr Kämers in den Schoßkatastern genannt. Um 1755 gelangte es in den Besitz des Kaufmanns Busse, über dessen Erbin Anne Louise Wilhelmine Busse das Haus Anfang der neunziger Jahre an die Frau des Kriegsrates Rücker kam. Mit dem heute nicht mehr vorhandenen Kaufvertrag zum Haus, zu den zwei Buden und der dazugehörigen Wiese vom 22. Januar 1796 begann diejenige Nutzung des Hauses, welches es bis heute hat: Haus Nr.616 (erste durchgehende Hausnummerierung), dann Große Oderstraße 42/ Forststraße 8-10 und heute Große Oderstraße 42/ Forststraße 1 wurde Apotheke.

Die Löwen-Apotheke, die vierte privilegierte Apotheke der Stadt   

Abb.9 Abschrift des Goertzschen Privilegs von 1784

Als Christian Friedrich Goertz das große Haus in der Oderstraße kaufte, war er längst ein anerkannter Apotheker in der Stadt. Noch im Jahre 1784, als er seinen Antrag zur Errichtung einer Apotheke stellte, waren seine künftigen Apothekenkollegen nicht begeistert und suchten deshalb mit allen Mittel die Etablierung eines weiteren Apothekers in Frankfurt zu verhindern. Was den Inhabern der Apotheke zur Goldenen Kugel, der Adler- und Einhorn- Apotheke 1780 noch gelang - als sie mittels einer umfänglichen Schrift die Ansetzung des Provisors Johann Daniel Gottlob Schultze verhinderten - sollte vier Jahre später nicht mehr gelingen.Das Gesuch des Apotheker-Gesellen Christian Friedrich Goertz fiel, zum Leidwesen der Frankfurter Apotheker, welche um ihr Geschäft fürchteten, auf fruchtbaren Boden. Die Kriegs- und Domänenkammer hatte keine Bedenken, ihm die Anlegung einer Apotheke zu gestatten. Er sollte sich jedoch zuvörderst beim Ober-Collegio Medizin sich legitimieren. Nachdem dies geschehen war, erhielt der fast 28 jährige Goertz, Sohn des Bürgermeisters von Bütow, am 7. Juli 1784 sein Privileg.

Nach diesem Privileg konnte er das Recht , die Löwen-Apotheke zu führen, auch vererben oder verkaufen. Dies war die Geburtsstunde der vierten Frankfurter Apotheke, der noch heute bestehenden Löwen-Apotheke. Anders als seine Kollegen, die der Rechtssprechung der Universität unterstanden, unterlag Goertz jedoch der Rechtssprechung des Frankfurter Rates. Christian Friedrich Goertz richtete noch im gleichen Jahr seine Apotheke im Haus Große Oderstraße 40 ein. Dieses Haus, das im 16. Jahrhundert im Besitz des sprachgewaltigen Theologen und Generalsuperintendenten der Mark Professor Andreas Musculus war, lag einst in der Mitte der Häuserzeile zwischen der Junkerstraße
(heute C.-Ph.E.-Bach-Straße) und der Forststraße und wurde infolge des II. Weltkrieges zerstört.

Löwen-Apotheke in Haus Große Oderstraße 42   

Abb.10 Obelisk im Lenne-Park
Im Jahre 1796 erwarb Goertz von Frau Kriegsrätin Rücker das unweit seines bisherigen Sitzes gelegene weit größere Haus und errichtete hier seine Apotheke. Ihm zur Seite standen angehende Apotheker, die hier ihre Gehilfenzeit als Voraussetzung für ihre anderweitige Ansetzung in diesem Beruf absolvierten. Bei Goertz, der größten unter den Frankfurter Apotheken, waren immer zwei, einmal sogar vier Gehilfen beschäftigt. Sie kamen oftmals aus Conitz, aber auch aus Treptow, Prenzlau, Küstrin, Königsberg, Sternberg, Merseburg, ja sogar aus Bremen.
Nach den Protokollen des Medizinprofessors Karl August Wilhelm Berends, der als Physikus der hiesigen Stadt die Apotheken zu kontrollieren hatte, besaßen die Gehilfen von Goertz immer gute Anlagen. Oftmals hielt Professor Berends solche Vermerke wie: Ist ein brauchbarer Apotheker, in Rechnen und Schreiben geübt und von guter Aufführung, schreibt eine schöne Hand und rechnet vorzüglich in den Protokollen fest. Derweil arbeitete Goertz eigener Sohn bei Apothekern in anderen Städten, um sich auf die Übernahme des väterlichen Geschäftes vorzubereiten. Nach dem Tod des Vaters am 24. Januar 1812 übernahm der 23jährige Friedrich Ludwig Goertz die Apotheke. Als Besitzer des väterlichen Erbhauses wollte er noch im gleichen Jahr auch das Bürgerrecht erwerben, was ihm erst 1813, nach Erlangung der Volljährigkeit, gestattet wurde. Der junge Goertz verstarb jedoch plötzlich. Was sollte nun, nach dem Tod von Friedrich Ludwig Goertz am 10. Juli 1814, mit der Apotheke geschehen? Sie wurde von dem Apotheker Johann Nikolaus Buek übernommen. Buek war seit 1807 in Frankfurt und besaß die am Markt gelegene kleinere Adler-Apotheke. Im Jahre 1808 hatte er die Tochter des ersten Löwen-Apothekers, Auguste Henriette Emilie Goertz geheiratet.. Nach dem Tod seines Schwagers verkaufte Buek seine Apotheke an den Apotheker Alberti und übernahm noch im gleichen Jahr 1814 die größere Löwen-Apotheke. Der neue Eigentümer Buek war 1779 in Hamburg geboren. Sein Vater sowie sein Bruder, der spätere kaiserliche Hofgärtner in Petersburg, waren berühmte Handelsgärtner. Buek absolvierte seine Lehrzeit in einer Hamburger Apotheke und arbeitete danach in Apotheken in Hannover, Hamburg und Berlin. Als begeisterter Botaniker beschäftigte er sich - in Ermangelung des Interesses der gegenwärtigen Professoren der Medizin an den hier wildwachsenden Pflanzen - mit den Schriften älterer Frankfurter Botaniker. Rege studierte er die Abhandlungen des 1716 verstorbenen Professor Konrad Johrenius, die Arbeiten von Johann Georg von Bergen und Peter Immanuel Hartmann. Buek legte einen botanischen Garten an, der weit größer als der bescheidene Garten der Universität war, wollte er doch die in der Pharmakopöe aufgeführten Stoffe möglichst selbst ... erzeugen.  J. N. Buek, der mit den berühmtesten Botanikern der Zeit in Verbindung stand, sammelte später eine komplette Flora Francofurtana, die er 1833 der Oberschule schenkte. Als einer der Urheber unseres heutigen Lenné-Parkes befindet sich sein Name auf dem Obelisk für die Schöpfer dieser Anlagen.
Im Jahre 1827 verkaufte er die Löwen-Apotheke an den 25jährigen Carl Friedrich Gustav Moldenhawer aus Treptow an der Rega in Pommern. Nach dem Verkauf erwarb Buek in der Bergstraße ein Landhaus und wurde Anfang der dreißiger Jahre zum Medicinal-Assessor und Revisor der Apotheken des Frankfurter Regierungsbezirkes bestellt. Seine daraus resultierenden zahlreichen Dienstreisen boten ihm mannigfache Möglichkeit für seine botanischen Forschungen. Buek verstarb 1856 in Frankfurt (Oder).Der Apotheker Moldenhawer, Bueks Nachfolger als Besitzer der Apotheke, verkaufte diese schon 1836 an den Apotheker Johann Heinrich Voigt. Voigt, 1799 in Berlin geboren, war seit 1828 Bürger von Reppen und hatte dort eine Apotheke geführt. Bei seiner Bürgeraufnahme in Frankfurt präsentierte er ein Schreiben des Reppener Magistrates, welcher ihm bestätigte, dass er ein sehr ordentlicher und redlicher Bürger war und sich überhaupt durch sein lobenswürdiges Betragen die Achtung der Einwohner sowie unsere vollkommene Zufriedenheit erworben hat.Jedoch auch Voigt stand nicht lange an der Spitze der Löwen-Apotheke. Es scheint, als wenn sich die erwarteten Gewinnaussichten nicht erfüllten und so verkaufte Voigt seine Apotheke 1840 an den in Wrietzen geborenen, 30jährigen Apotheker Herrmann Rudolph Ferdinand Schreiber. Ihm folgte schon vier Jahre später der Apotheker Emil Heinrich Albert Wege.
Sollte auch der 1802 in Lauban geborene Wege die Löwen-Apotheke beim Kauf überschätzt haben? Schon bald sollte die Apotheke erneut zum Verkauf stehen. Wege suchte 1847 weit über die Stadt Frankfurt hinaus einen Käufer für seine Apotheke. Einer der Interessierten dürfte der junge Theodor Fontane gewesen sein. Er hatte, wie er in seinen Erinnerungen Von Zwanzig bis Dreißig schrieb, im Jahre 1847 die ernsthafte Absicht, in Frankfurt eine Apotheke zu kaufen und sich hier niederzulassen. Obwohl wir von ihm nicht wissen, welche der vier Apotheken er kaufen wollte, dürfte es sich, bei der Situation der Löwen-Apotheke in diesem Jahr, um diese Apotheke gehandelt haben. Im Brief Bernhard von Lepel, Gardeoffizier und Schriftsteller, an seinen Freund Fontane vom 13. Juni 1847 ist dazu zu lesen: Dein Onkel erzählte mir von Deiner Intention in Frankfurt eine Apotheke zu kaufen. Im ersten Augenblick tat mirs leid, da ich in meiner Borniertheit immer nur an Berlin denke; dann aber freut` ich mich....Ja, ich fand sogar, daß es keine Provinzialstadt gebe, die Dir so bequem und angenehm sein könnte. Um so mehr bedaure ich nun, aus Deinem Briefe zu ersehen, daß es mit dem Kaufabschluß nicht vorwärts gehen will;... Mach nur, daß Du die verfluchte Giftbude kriegst. Ich denke, wenn der Frankfurter Esel sie Dir überhaupt verkaufen will, so ist der Pump, der zum Angeld nötig ist, ein leichtes. Aus einem Brief, drei Tage später: Schreibe mir doch eiligst, ob die Schwierigkeiten beim Ankauf der Apotheke in Frankfurt nur durch Mangel an hinlänglichen Pump entstehen. Zwar sagtest Du mir, pumpen würde Dir, wenn erst eine Apotheke zum Ankauf da wäre, jedermann, und ein kleines Angeld genügte. Ich fürchte daher, daß die Schwierigkeiten anderer Art sind. Ist es aber bloß der Pump, so kann ich Dir vielleicht helfen; denn meine Tante, eine Witwe hierselbst, will eben ihr gekündigtes Kapital unterbringen, es ist möglich, daß ich sie `rumkriege, Dir zu pumpen; aber es hat Eile, daher antworte gleich. (Zit. nach E. Biehahn).

Abb. 11 Rechts Mitte, Blick auf die Löwen-Apotheke um 1879

Fontane, der Ende 1847 sein pharmazeutisches Examen bestand, gelang es trotz dem Beistand des Freundes nicht, die Frankfurter Apotheke zu erwerben. Statt seiner konnte der Apotheker Carl Friedrich Wilhelm Heller die Apotheke kaufen. Das Geschäft scheint in Frankfurt und in Schöneberg bei Berlin verhandelt worden zusein. Am 24. August 1847 kaufte Heller die Apotheke für 59.000 Taler einschließlich 7.500 Taler für die mitverkauften Waren. Von Schöneberg stellte der 1816 in Neustadt-Eberswalde geborene Heller, Apotheker erster Klasse, auch seinen Antrag auf die Erlangung des Frankfurter Bürgerrechtes. Während Wege am 1. Oktober 1847 von Frankfurt nach Schön(e)berg zog, übernahm Heller, von Schöneberg nach Frankfurt gekommen, an diesem Tag die Löwen-Apotheke. Mit Carl Friedrich Wilhelm Heller war ein Mann in die Oderstadt gekommen, der die Apotheke mehr als drei Jahrzehnte führen sollte. Während dieser Zeit fanden im Haus mannigfache bauliche Veränderungen statt. Die Hofgebäude wurden hergerichtet, die Lage des Laboratoriums verändert und der nördliche Laden unterkellert. Auch das Äußere des Hauses veränderte sich. Für die sich im Haus befindliche Buchhandlung wurde ein Schaufenster eingerichtet und in der ersten Etage zur Oderstraße ein Balkon angebracht.

Abb. 12 Grundriss des Kellers

Zum Rückschlag kam es, als ein Brand einige Hintergebäude zerstörte und dabei nicht nur die sich dort befindliche Selterwasserfabrik sondern auch die Trockenräume und das Lager für Kräuter vernichtet wurden. Der Wiederaufbau erfolgte in der zweiten Hälfte des Jahres 1878. Heller ließ gleich eine Kanalheizung zum trocknen der Brustkaramellen etc. einbauen. Ein Jahr später übergab Heller, inzwischen 63jährig, die Apotheke über einen Umweg an seinen Sohn. Er verkaufte die Apotheke am 6.Oktober 1879 für 252.000 Mark an Ernst August Hermann Niemeyer, der sie sogleich, nur knapp zwei Monate später, für die gleiche Summe an Günther Wilhelm Heller weiter verkaufte. Der junge Heller wollte bald den schönen gotischen Keller unter den Apothekenräumen der Öffentlichkeit zugänglich machen und bewies damit Sinn für das Geschäft neben dem Apothekenbetrieb. Nach baupolizeilicher Genehmigung ließ er 1881 in dem zweischiffigen Keller Fenster ausbrechen, um dann hier ein Restaurationskeller anzulegen. Die Gaststätte erhielt dann den Namen Klosterkeller. Obwohl hier nie ein Kloster stand, kam dieser Name der allgemeinen Auffassung entgegen, neigte man doch allgemein dazu alte kreuzgewölbte Räume...als Überreste kirchlicher oder klösterlicher Gebäude anzusehen. Der erste Pächter des von der Forststraße aus begehbaren Klosterkellers war Carl Rackwitz. Obwohl sich dort heute längst kein Kellerlokal mehr befindet und somit der Keller nicht öffentlich zugänglich ist, blieb der Name Klosterkeller in Erinnerung. Vom Kneipenbetrieb zeugten noch lange nach seiner Beendigung an den Wänden angebrachte Trinksprüche und auch heute sind noch die Umbauten sichtbar, die zu dieser Nutzung notwendig wurden. Ein anderes Projekt konnte Günther Wilhelm Heller nicht mehr zu Ende bringen - die grundlegende Modernisierung seines Apothekenbetriebes.'

Er beabsichtigte 1884 einen Dampfmotor System Altmann-Hoffmeister aufzustellen und damit Apothekenmaschinen zu betreiben. Auf Grund fehlender Planungsunterlagen zog sich die Genehmigung hin. Am 6. Mai 1885 erhielt er endlich die Genehmigung. Zu diesem Zeitpunkt stand er jedoch schon in Verhandlung mit einem Käufer seiner Apotheke. Mitte Mai verkaufte Heller für 261.000 Mark, darunter 81.000 Mark für den Beilaß, das Grundstück mit der Apotheke an Ernst Guttmann. Dieser erhielt dann die noch für Heller ausgestellte Genehmigung zur Aufstellung des Dampfmotors und ließ ihn bis Juli 1885 installieren. Trotz neuster Technik blieb Guttmann nicht lange Besitzer der Apotheke. Schon anderthalb Jahre später, im Januar 1888, wechselte erneut der Besitzer. Die Ertragslage hatte sich, nicht zuletzt auch durch zwei neu zugelassene Apotheken, verschlechtert. Mit der 1874 etablierten Victoria-Apotheke und der 1883 gegründeten Kronen-Apotheke existierten jetzt in der Stadt sechs Apotheken. Der neue Eigentümer der Löwen-Apotheke war Herrmann Constantin Anton Hiersemenzel. Der Apotheker wohnte jedoch anders als seine Vorgänger nicht in dem Apothekengebäude, sondern im unweit davon gelegenen Haus Jüdenstraße 17. In dieser Zeit diskutierte man in Frankfurt über die Einführung des elektrischen Lichtes. Nachdem erstmals 1886 im Haus Wilhelmsplatz 21 kurzzeitig Lampen mit Strom brannten, plante die Stadt, nach einer Umfrage bei den hiesigen Geschäftsleuten eine Centralanlage für elektrische Beleuchtung errichten zu lassen. Doch Hiersemenzel, der gerade sein Etablissement Oderstraße 42 einer gründlichen Restauration unterzog, wollte nicht darauf warten und beauftragte die Firma Siemens & Halske mit der Beleuchtung von Apotheke, Haus und Straße. Die 1885 eingebaute Dampfmaschine des Laboratoriums diente als Antrieb für die Dynamomaschine. Am 31. August 1888 berichtete die Frankfurter Oder-Zeitung über die Inbetriebnahme: Die elektrische Beleuchtung der Löwenapotheke, die gestern abend zum ersten Male funktionierte, erzielte einen überraschenden Effekt und erregte die allgemeine Bewunderung der Passanten. Die Oderstraße von der Brücktorstraße bis zur Junkerstraße hin und die Forststraße erstrahlten im herrlichsten Lichtschein, der die Gasflammen der Straßenlaternen wie matten Kerzenglanz dagegen erscheinen ließ. Doch auch Hiersemenzel verkaufte bald wieder. Für 350.000 Mark ging das Grundstück mit der Apotheke an den Apotheker Wilhelm Höfer und den Kaufmann Louis Friedrich Franz Pauling zu Frankfurt (Oder).

Abb.13 Blick in die Gr.Oderstraße um 1910

Als neue Eigentümer wurden sie am 5. November 1888 in das Grundbuch eingetragen. Bald befanden jedoch beide den Kaufpreis als zu hoch. Sie verklagten Hiersemenzel und beschuldigten ihn, zur Erzielung eines höheren Preises den bisherigen Umsatz künstlich erhöht zu haben. Sie einigten sich gütlich, die Klage wurde zurückgezogen und Hermann Hiersemenzel verpflichtete sich, einen anderen Käufer zu finden.
Der Apotheker Höfer scheint indes kein leuchtender Vertreter seines Standes gewesen zu sein. Er wurde unter anderem wegen Urkundenfälschung und Vergehen gegen das Nahrungsmittelgesetz angeklagt. Er soll Rezepte geändert, Luxusgefäße berechnet und bei der Zubereitung von Rhabarbertinktur billigere Zutaten verwendet haben. Auch mit dem wohl noch von Hermann Hiersemenzel vermittelten neuen Käufer der Apotheke sollten Höfer und Pauling in Streit geraten. Sie verkauften dem aus Berlin gekommenen Samuel Brasch den Besitz für 370.000 Mark. Brasch klagte darauf gegen den hohen Preis, bekam aber nicht Recht, denn für das Gericht war nicht ersichtlich, dass der Apotheker Brasch durch den Preis eine Vermögensschädigung erfahren hatte. Samuel Brasch war vom 4. Januar 1890 bis 1897 Löwen-Apotheker. Ihm folgte von der Mitte des Jahres 1897 bis 1900 Gerhard Jakubowski. Als nächster Besitzer sollte Georg Petermann im Grundbuch vermerkt werden. Petermann, dessen Sohn später ein stadtbekannter und beliebter Arzt war, besaß die Apotheke von 1900 bis 1903. Er ließ in der zweiten Etage des Hauses den zweiten Balkon anbringen, das Schaufenster erweitern und sorgte für den Anschluss der sanitären Einrichtungen der Gebäude an das städtische Kanalnetz.

Abb.14. Apotheke 1927

Beträchtliche Aufregung dürfte in der Oderstraße geherrscht haben, als eines Tages das Hauptgesims des Hauses herabgefallen war. Der nächste, wenn auch wieder nur kurzzeitige Apotheker hieß Arthur von Leupoldt. Als 1907 die Sonntagsruhe eingeführt wurde, schloss er abwechselnd mit den anderen Apothekern von Sonntag 14.15 Uhr bis Montag 7.00 Uhr. Von Leupoldt veräußerte das von ihm 1903 erworbene Grundstück schon Mitte 1909 weiter. Der Käufer Leo Mendelsohn hatte vordem in Stargard eine Apotheke besessen. Nachdem sich der Plan des in der Stadt Willenberg in Ostpreußen geborenen Mendelsohn zerschlagen hatte, dort eine Apotheke zu erwerben, beschloss er sich in Frankfurt (Oder) niederzulassen. Hier genoß (er) bei seinen Berufsgenossen, in den Ärztekreisen und in der Bürgerschaft seines rechtschaffenden Wesens und seiner sozialen hilfsbereiten Einstellung wegen allgemeine Hochachtung. Der Apotheker Mendelsohn mühte sich um den denkmalgerechten Bestand des Hauses. 1911 ließ er den an der Hausecke Oderstraße/Forststraße angebrachten ruhenden Löwen neu vergolden, brachte eine schmiedeiserne Laterne an und anderes.

Abb.15 Apotheker bei der Arbeit, Dezember 1938

  1933 übernahmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht. Bald nach dem ersten Antrag der NSDAP-Fraktion in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung vom 7. April 1933 zum Boykott der jüdischen Handels- und Gewerbetreibenden durch den Magistrat, verkaufte Leo Mendelsohn am 4. Juli 1933 sein 1.108 m² großes Grundstück mit der Löwen-Apotheke und Fabrik für chemisch-pharmazeutische Präparate sowie einem dazugehörigen Acker in der jenseits der Oder gelegenen Bruchfeldmark zu einem nicht marktgerechten Preis an den Apothekenpächter Kurt Müller aus Fürstenberg. Trotz des niedrigen Kaufpreises hoffte das Mitglied der Frankfurter Synagogengemeinde Mendelsohn zu dieser Zeit noch auf eine Existenzmöglichkeit in einem anderen Teil Deutschlands und verhandelte einen Teil des Preises als monatliche Rentenzahlung. Leo Mendelsohn verließ mit seiner Frau Friederike Frankfurt und ging nach Wiesbaden. Im März 1939, wenige Monate nach der Pogromnacht, mit der die systematische Vernichtung der Juden eingeleitet wurde, gelang es dem Ehepaar nach Großbritannien auszuwandern und ihr Leben zu retten. Nach dem Ende der NS-Diktatur zog Leo Mendelsohn nach Frankreich, wo er 1951 verstarb. Mit dem Besitzwechsel zu Kurt Müller war die Löwen-Apotheke die erste arisierte Apotheke in der Oderstadt. Unter Müller wurde die Apotheke Zentrale für Tierarzneimittel und Homöopathie. Das Warenlager ...war in dieser Zeit relativ klein. Es wurde täglich bestellt. Fehlende Artikel wurden durch Boten geholt. Die Arzneimittelbeschaffung erfolgte entweder über Arzneimittelgroßhandlungen... oder direkt von der Herstellerfirma. Als Großhandlung fungierte besonders die unweit von der Apotheke, Junkerstraße 8, gelegene Pharm. Drogen- und Spezialitäten- Großhandlung Hermann Blecken. In dieser Zeit hatte der Apotheker einschließlich der technischen Kräfte sechs Angestellte. Im März 1945 verließ Kurt Müller das inzwischen zur Festung ausgerufene Frankfurt.

Löwen-Apotheke - eine staatliche Apotheke

Abb.16 Löwen-Apotheke mit Löwe
Im November 1945 wurde die Löwen-Apotheke durch den aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Apotheker Kurt Münchow wiedereröffnet. Das Haus der Löwen-Apotheke war erstaunlicherweise in der fast völlig zerstörten Großen Oderstraße erhalten geblieben. Der Tresor war jedoch gesprengt und die sich darin befindlichen Apothekenunterlagen, sämtliche Arzneibuchausgaben und vermutlich auch das Original des Privilegs von 1784 verschwunden. Kurt Münchow fing mit drei Mitarbeitern an, die bald staatliche Apotheke wieder zum Leben zu erwecken und ihr Ansehen zu stärken. Am 20. Juli 1948 wurde die Apotheke rückwirkend bis 1945 enteignet.In den 50er Jahren wurde die Apotheke auf das gesamte Erdgeschoss ausgeweitet. Die beiden Geschäftsräume, die bis 1945 als Milchgeschäft und Buchhandlung und nach 1945 nur noch als Buchhandlung genutzt wurden, kamen hinzu.

Abb.17 Löwen-Apotheke ohne Löwe
Zwischen 1953 und 1954 muss, Fotografien zufolge, der Löwe auf der Ecke des Gebäudes entfernt worden sein. Leider war über den Verbleib des Löwen nichts in Erfahrung zu bringen. In den 60er Jahren erhielt die Apotheke noch eine angrenzende Erdgeschosswohnung in der Forststraße 1. In den Jahren 1972 bis 1974 verschwanden im Zuge einer komplexen Rekonstruktion die beiden aus der Zeit des Barock stammenden Türklopfer vom Haupteingang, welche die Form eines Löwenkopfes mit einem Ring im Maul hatten. Sie wurden angeblich zur Restaurierung nach Berlin geschickt. Diese Löwen-Türklopfer haben für das Haus große Bedeutung.

Abb. 18 Eingang der Löwen-Apotheke 1984

Das Haus bekam bei der Baumaßnahme Anfang der 70er Jahre einen Fernwärmeanschluss. Außerdem kamen zwei kleine Räume an der Hofseite des Hauses, welche bis dahin nur von außen begehbar waren und als Ställe fungierten, zum Haus. Erst bei dieser Fassadeninstandsetzung wurde entdeckt, dass unter der heute sichtbaren Fassade noch die mittelalterlichen Backsteinfassaden der beiden gotischen Giebelhäuser mit reichem Baudekor erhalten geblieben sind. Leider war die denkmalpflegerische Wiederherstellung dieses Zustandes damals nicht möglich, woran sich bis heute nichts geändert hat. Außerdem wurden die Kellergewölbe freigelegt und in den über der Apotheke befindlichen Wohnungen ein Internat eingerichtet. Inzwischen hatten sich die Strukturen des staatlichen Apothekenwesen in der Stadt geändert. Aus der Löwen-Apotheke wurde ein Betriebsteil des neu gegründeten Versorgungsbetriebes für Pharmazie. Nachdem Oberpharmazierat Münchow in den Ruhestand getreten war, wurde am 1. Juli 1974 Pharm. Ing. Ingelore Hollenbach die Leitung dieses Betriebsteiles übertragen, welche sie bis 30. November 1990 inne hatte. Die Löwen-Apotheke, die traditionell neben dem Arzneimittelangebot ein umfangreiches Sortiment an Homöopathie führte, wurde zentrale Stelle für das Sortiment Homöopathie und zeitweise für die Tierarzneimittel.Auch nach den umfänglichen Baumaßnahmen in den siebziger Jahren litt das Gebäude der Löwen-Apotheke mit seinen starken Mauern unter Nässe und Salpeteraustritt. Zwei besonders stark betroffene Räume wurden nach einem damals neuen Elektrolytverfahren trockengelegt.Ein Höhepunkt in der Geschichte der Löwen Apotheke war das 200-jährige Jubiläum, welches unter der Leitung von Ingelore Hollenbach in feierlichem Rahmen und in Anwesenheit namhafter Vertreter des städtischen Gesundheits- und Apothekenwesens mit der Belegschaft, sowie zahlreichen ehemaligen Mitarbeitern, darunter auch Kurt Münchow, 1984 begangen wurde. Schon ein Jahr vorher wurden im Hinblick auf das Jubiläum umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, wie zum Beispiel der Fußboden erneuert und die Heizung saniert.Warum der schon genehmigte beleuchtete Schriftzug Apotheke nicht angebracht wurde, ist heute nicht bekannt. Es könnte damit zusammenhängen, dass das Gebäude Große Oderstraße 42 1982 als Denkmal eingestuft wurde - deutlich sichtbar durch ein an der Hausfassade angebrachtes blauweißes Emailleschild. Danach bedurften alle Veränderungen an der Fassade und Eingriffe in die historische Substanz der Genehmigung durch die Abteilung Kultur des Rates der Stadt in Verbindung mit dem Institut für Denkmalpflege. Vom Denkmalschutz wurde seinerzeit als Kennzeichnung der Löwen-Apotheke ein schmiedeeiserner Ausleger vorgeschlagen. Diese Variante wurde damals aus Kostengründen apothekenseitig verworfen.

Ein neuer Anfang   

Abb.19 Die Offizin der Löwen-Apotheke heute
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die im Pharmazeutischen Zentrum zusammengeschlossenen staatlichen Apotheken wieder privatisiert. Die Treuhandanstalt war mit dem Verkauf der Apotheken beauftragt. Am 1. Dezember 1990 erfolgte die Privatisierung der Löwen-Apotheke ohne das Grundstück. Als neuer Besitzer wurden Apothekerin Ingrid Martini und Apothekerin Heike Wegner als OHG im Handelsregister eingetragen. Mit etwa zehn Mitarbeitern war die Löwen-Apotheke eine der größten Apotheken der Stadt. Auf die Apothekerinnen und ihre Mitarbeiter kamen viele Neuerungen zu. Das Arzneimittelsortiment weitete sich sprunghaft von etwa 2.000 auf mehr als 150.000 aus. Für Bestellungen und Warenwirtschaft zur optimalen Versorgung der Bevölkerung wurde die Einführung von Computertechnik notwendig. Modernere Datenkassen verbesserten Beratung und Verkauf.

Die Auflösung der OHG und der Übergang in den Alleinbesitz von Apothekerin Heike Wegner erfolgte im Dezember 1991. Der Umbau und die Rekonstruktion der Apotheke nach heutigem Standard wurde 1994 vollzogen. Bei den vorbereitenden Untersuchungen kamen unter anderem noch Brandspuren vom verheerendem Brand 1877/1878 sowie Reste von Wandbemalungen zum Vorschein. Auch wurde ein zugemauerter Kaminzug entdeckt, der heute als Tür genutzt wird. Die Deckenverkleidung im Verkaufsbereich und im Flur wurde kurzzeitig geöffnet, um den Zustand der darüberliegenden Balken mit ihrer kunstvollen Bemalung zu begutachten. Beim Umbau wurden gebäudeübergreifende Erweiterungen, An- und Umbauten teilweise wieder rückgängig gemacht, wobei auf den Erhalt der historischen Substanz wertgelegt wurde. So wurde zum Beispiel beim Entfernen einer Tür für die Verbreiterung eines Durchganges ein Rundbogen freigelegt. Dieser wurde wiederhergestellt. Der Durchgang zu den Räumen einer ehemaligen Wohnung in der Forststraße 1 wurde mit Originalziegeln zugemauert, die vom Kaminzug stammten. Mit dem Umbau wurde in etwa, was die Apothekenräume anbelangt der bauliche Zustand von 1907 erreicht. Die Ausstattung und das Interieur wurde mit Bedacht gewählt. Das Alter und die historischen Bedeutung dieses Hauses verpflichtet.

Nach 1990 nutzte die Stadt Frankfurt (Oder) für zwei städtische Ämter die oberen Etagen des Hauses. Im Keller lagerten noch nicht in das Stadtarchiv übernommene Altregistraturen. Mit dem Auszug der Stadtverwaltung im Jahr 1999 wurde die Heizung abgeschaltet, was den baulichen Gesamtzustand des Hauses weiter verschlechtert. Es bedarf dringend der Trockenlegung des Kellers. Der Putz bröckelt im Erdgeschoss zwischen Nass- und Trockenphase. Dach und Dachrinne bedürfen der Erneuerung, da das Wasser seine Spuren schon in der Fassade hinterlassen hat.

Zum Abschluss   

Das Haus Große Oderstraße 42 ist das älteste von den nur wenigen erhaltengebliebenen Bürgerhäusern des ursprünglichen Stadtkerns. Es steht zu Recht unter Denkmalschutz und müsste mehr öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Auch der traditionsreiche Standort der Löwen-Apotheke könnte vom Verfall des Hauses eines Tages bedroht sein. Wir sollten dafür sorgen, das uns dieses Haus auch weiterhin erhalten bleibt.   

Nachtrag

 

2018 – Nach fast zwanzig Jahren Leerstand ist das Haus „Große Oderstraße 42“ komplett saniert worden.

 


Verwendete Quellen und Literatur:

- Unterlagen des Stadtarchivs: Bürgerakten der Apotheker, Akte Betr. das Gesuch des Provisor ...Schultze und das hierauf von dem Apotheker ...Goertz erhaltene Privileg 1780-1784, Sign: Abt. I, VII 29; Akte Betr. die Jahreslisten sämtlicher Apotheker, 1798, Sign.: Abt. I, VII 30; Akte Betr. das Gesuch des Apothekers Julius Tischler um die Erlaubnis zur Anlegung einer neuen Apotheke in der Lebuser oder Gubener Vorstadt. 1831, Sign. Abt.I, VII 34; Feuerkassen- und Schoßregister der Stadt Frankfurt a.O.; Baupolizeiakte Gr. Oderstr.42; Adressbücher der Stadt Frankfurt an der Oder 1846 bis 1940/41; Frankfurter Oder-Zeitung , besonders 31.8.1888, 24.11.1928, 28.11.1928, 27.7.1933, 18.3.1935, 7.4.1937, 22.12.1938; E. Hoffmann: Von den Frankfurter privilegierten Apotheken, Ms., Frankfurt (Oder) 1970; Dr. O. Stange: J. N. Buek und J. C. Th. Stange-Biographische Skizzen, Berlin 1862; R.-R. Targiel: Aus der Geschichte des Frankfurter Apothekenwesens, unveröff. Vortragsms. 1978; Targiel/ Bodsch/ Schmidt: 100 Jahre Strom und Straßenbahn für Frankfurt (Oder), Frankfurt (Oder) 1998; Denkmale und Denkmalpflege in Frankfurt (Oder), o.O.u.J.; -Mitteilung Pfarrer W. Töppen vom 1.11.2000 an das Stadtarchiv zur Heirat von J. N. Buek aus dem Trauregister von St. Marien (Ev. St. Gertraud-Marien-Gemeinde)-Charlotte Schülzke, Ingelore Hollenbach: 200 Jahre Löwen-Apotheke Frankfurt (Oder). Frankfurt (Oder) 1984-Wolfgang Brisch: Wohn- und Geschäftshaus Große Oderstraße 42 (Text der Unteren Denkmalschutzbehörde), Frankfurt (Oder), o.J.-Artikel aus der Märkische Oderzeitung (nach 1991)

Herausgeber: Löwen-Apotheke in Verbindung mit dem Stadtarchiv Frankfurt(Oder)
Text: Ralf-Rüdiger Targiel (bis 1945),
Heike & Andreas Wegner, Ingelore Hollenbach
Abbildungen: Stadtarchiv Frankfurt (Oder) (Abb. 5-17) 
Andreas Wegner (Abb.2-4, 19) Löwen-Apotheke (Abb.1, 18)
Alle Veröffentlichungsrechte bei den Eigentümern vorbehalten!
Gestaltung,Satz und Layout: gedruckte Version: Werbeagentur Bilitza, 
Internet Version: A.Wegner
Erschienen im Dezember 2000

 

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Heilpflanzen

Eine Heilpflanze (auch Drogenpflanze oder Arzneipflanze genannt) ist eine Pflanze, die in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) wegen ihres Gehalts an Wirkstoffen zu Heilzwecken oder zur Linderung von Krankheiten verwendet werden kann. Sie kann als Rohstoff für Phytopharmaka in unterschiedlichen Formen, aber auch für Teezubereitungen, Badezusätze und Kosmetika verwendet werden.

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Löwen-Apotheke
Inhaberin Heike Wegner
Telefon 0335/2 35 56
Fax 0335/5 00 41 93
E-Mail info@loewenapotheke-ffo.de